KATALONIEN Modernismus und Friedhofsarchitektur: Der modernistische Friedhof von Olius
Der katalanische Modernismus, eine Sonderform des europäischen Jugendstils, erstreckt sich nicht nur auf Wohn- und Geschäftshäuser, sondern fand auch bei der Errichtung von Friedhofsanlagen und Mausoleen Anwendung. So lassen sich auf den Städtischen Friedhöfen von Vilanova i la Geltrú und Arenys de Mar in der Provinz Barcelona zahlreiche Grabstätten im Stil des Modernisme finden. Auch der Friedhof von Lloret de Mar in der Provinz Girona stellt ein schönes Beispiel für die Sensibilität der Bildhauer und Architekten im Dienste der Grabkunst im Stil des Modernisme dar.
In der Provinz Lleida im Norden Kataloniens feiert der modernistische Friedhof der Kirche Sant Esteve d’Olius im Landkreis Solsonès in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass widmet das Diözesan- und Regionalmuseum von Solsona im kommenden September dem Architekten Bernardí Martorell, einem der prominentesten Mitglieder der Gaudí-Schule, eine eigene Ausstellung, der für den Bau des modernistischen Schmuckstücks verantwortlich ist.
Das einzigartige Friedhofsgelände, ein Ensemble von großem historischem Wert, wurde 1916 nach seinen Plänen eröffnet. Bernardi Martorell war sowohl ein Schüler von Antoni Gaudí als auch der Neffe des ebenfalls modernistischen Architekten Joan Martorell. Das Gelände, das 1916 für den neuen Friedhofsbau ausgewählt wurde, bestand aus umgestürzten Felsen, die von Eichen umgeben waren. Leben und Tod als Sinnbilder eines christlichen Friedhof werden durch die immergrünen Eichen verkörpert, währenddessen die Felsen den Tod symbolisieren.
Ein für Gaudi typischer Parabolbogen bildet den Eingang. Der Boden im Friedhofsinneren wurde in Anpassung an das natürliche Gelände unregelmäßig belassen. Die Gräber und Grabmäler, die in den Felsen gehauen wurden, ziehen sich nach oben am Berghang entlang. Konische Kreuze, die wie hohe, schlanke Nadeln auf kleinen Steintürmen sitzen, werden am höchsten Punkt des Geländes durch ein Doppelkreuz abgelöst, an dessen Fuße sich das Grab der Rektoren von Olius befindet.
Der Friedhof von Olius hat bis zum heutigen Tag seine ursprüngliche Schönheit beibehalten, da die Einwohner der Stadt die charakteristischen Merkmale dieses Friedhofs in den letzten hundert Jahren unangetastet ließen.
Die romanische Pfarrkirche San Esteve, die 1079 im Auftrag des Grafen von Urgell geweiht wurde, hinterlässt einen ebenso bleibenden Eindruck wie der modernistische Friedhof selbst. Die dem Heiligen Grab gewidmete Krypta, der ursprünglichste Teil der Kirche, wird durch Bögen und Gewölbe in Palmenform unterteilt, was dem Raum eine außergewöhnliche Schönheit verleiht.
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