ANDALUSIEN 100 Jahre „Platero und ich“

"Platero, mein silbergrauer Esel, ist klein, haarig, weich, so sanft fühlt er sich an, dass man sagen möchte, er sei ganz aus Watte und habe keine Knochen. Nur die Jettspiegel seiner Augen sind hart, wie zwei Skarabäen aus schwarzem Kristall“.

So beschrieb Juan Ramón Jimenez den Protagonisten von „Platero y yo“, eine der berühmtesten Prosadichtungen der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts.

Das Büchlein „Platero y yo“ erschien 1914 zunächst in einer noch unvollständigen Ausgabe, drei Jahre später dann in der endgültigen Fassung. In 138 poetischen Bildern, geprägt von Schwermut und Melancholie, schildert Juan Ramón Jiménez die Geschehnisse und Stimmungen in und um Moguer, einem kleinen Ort in der Provinz Huelva, wo es so einsam ist, „dass es scheint, als wäre immer jemand da“. Volkstümlich und kunstvoll, unterhaltsam und anspruchsvoll gibt der spätere Nobelpreisträger als Ich-Erzähler seine Gedanken und Impressionen auf seinen Streifzügen mit dem kleinen Esel Platero wieder:
„Von klein auf, Platero, habe ich ein instinktives Grauen vor den moralisierenden Fabeln gehabt, wie vor der Kirche, der „Guardia Civil“, den Toreros und der Ziehharmonika. Mir erschienen die armen Tiere, denen die Fabeldichter Dummheiten in den Mund legen, so hassenswert wie die Tiere in dem Schweigen der stinkenden Glaskästen in der Naturgeschichtsstunde. [...]“

Anlässlich des hundertjährigen Erscheinens der Erstauflage von „Platero y yo“ wird sich die Zenobia Juan Ramon-Stiftung in den Räumen des zum Museum umgewandelten Wohnhauses des Dichters jeden Monat auf ein anderes Ausstellungsstück konzentrieren, das in besonderer Beziehung zu seiner Erzählung steht. Sein Heimatort Moguer, dessen Bewohner und sein eigenes Haus dienten ihm als unerschöpfliche Inspirationsquelle. In über 30 Kapiteln von „Platero und ich“ finden sich Beschreibungen des Hauses. Manchmal widmet Jimenez ganze Kapitel wie „Die Dachterrasse“, „Die Zisterne“ oder „Der Stall“ seiner häuslichen Umgebung. Aber auch der Innenhof, der Garten, die Scheune, das Eingangstor oder das Schlafzimmer, Wohnzimmer oder Esszimmer wurden von ihm schriftstellerisch verewigt.

Literarisch interessierten Besuchern bietet die Stiftung auf der Grundlage des Textes von „Platero y yo“ Einblick in die Lebenswelt von Juan Ramón Jimenez und die Entstehung dieser Texte am Anfang des vergangenen Jahrhunderts.
 

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